Montag, 17. März 2008

Ludwigshafen und das „Nazi-Nest“

Ludwigshafen hat mit dem Brand in einem überwiegend von Türken bewohnten Wohnhaus und den zu beklagenden neun Toten die schwerste Brandkatastrophe seit Jahren zu verkraften. Die Ursachen waren unklar. Trotzdem wurden sofort „die Deutschen“ dafür verantwortlich gemacht, genauer gesagt die „Nazis“. Doch was ist dran?

Zwei Mädchen (acht und neun Jahre) behaupteten, sie hätten einen beim Feuerlegen gesehen. Ebenso wären die Bewohner seit längerem Drohungen von Rechtsextremisten ausgesetzt. Sofort wird dies von türkischen Medien aufgegriffen, der türkische Ministerpräsident Erdogan besucht die Unglücksstelle.

Betrachten wir zunächst die Ereignisse in Deutschland, bevor die Rezeption in den türkischen Medien analysieren.

Ein junger Türke sagte in die Kamera eines deutschen öffentlich-rechtlichen Senders, sein Opa habe die Feuerwehr gerufen, aber die sei „nicht zur gewünschten Zeit da gewesen“. Sie hätten „so 20 Minuten gewartet“. Tatsächlich sieht die Sache anders aus. Um 16.22 Uhr ging der erste Anruf bei der Feuerwehr Ludwigshafen ein. Um 16.24 Uhr, also zwei Minuten nach dem ersten Anruf, war der erste Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr vor Ort. Die schnelle Reaktion war nur möglich, weil der Löschzug aufgrund eines Umzuges bereits in der Nähe war. Weitere drei Minuten später, um 16.27 Uhr, war zusätzlich der erste Löschzug der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen vor Ort. Von der vom besagten Türken genannten Wartezeit kann keine Rede sein.

Weitere Äußerungen türkischer Mitmenschen lassen zweifeln. Eine junge Türkin ist der Meinung, es sei Brandstiftung, solange nicht das Gegenteil bewiesen sei. Dies ist mit Rechtsstaatlichkeit und der damit verbundenen Unschuldsvermutung nicht vereinbar. Ein weiterer Türke mittleren Alters schreit aufgebracht in die Kamera: „Das was Ihr früher mit Juden gemacht habt, macht Ihr heute mit uns!“ Auf diese Weise wird aus – nach dem Stand der Ermittlungen – einem tragischen Unfall eine Linie zum Holocaust hergestellt. Dies ist nicht nur unsinnig, sondern auch eine Verharmlosung der Opfer des Nationalsozialismus und damit strafbar.

Im Weiteren wurden Feuerwehrmänner, welche unter Einsatz ihres eigenen Lebens andere retteten, von Türken bespuckt und geschlagen. Retter, wahre Helden werden hier zu Mördern gemacht.

Die Reaktion in türkischen Medien ließ nicht lange auf sich warten. Die maßgeblich vom türkischen Militär finanzierte Tageszeitung „Milliyet“ beschrieb Ludwigshafen als „Nazi-Nest“, die „Hürriyet“ schreibt vom „faschistischen Deutschland“, im TV wird auf der schwarz-rot-goldenen Deutschlandfahne kurzum ein Hakenkreuz platziert und der Moderator spricht von „den Deutschen“, wenn er über die Täter spricht. So gießen türkische Medien weiter Öl ins Feuer und radikalisieren die aufgebrachten Menschen.

Doch was bleibt von alledem? Solange die Untersuchungen nicht abgeschlossen sind, kann man nur spekulieren. Während – gerade hierzulande – gerne darüber spekuliert, ob es mal wieder „die Rechten“ waren und sich dabei fatale Parallelen zum „Fall Sebnitz“ auftun (denn auf Brandstiftung deutet nichts hin, kein Brandbeschleuniger etc.), denkt kaum jemand darüber nach, die Ursache „im Haus“ zu suchen. Aber auch das illegale Abzapfen von Strom scheint laut Brandermittler nicht die Ursache gewesen zu sein. Waren es vielleicht die beiden „Zeugen“, die Mädchen, die mit ihrer Aussage von ihrer eigenen kleinen Zündelei ablenken wollen?

Das Gesamtbild des Verhaltens jener o.g. Personen macht jedoch den Eindruck, als müsse der „Fehler“ bei „den Deutschen“ liegen, als könne dafür kein Türke, weder der Hausbesitzer noch die Bewohner, verantwortlich sein. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

Als Fazit bleibt zu sagen: es wurde noch nie so viel gesagt und geschrieben über einen Vorfall, von dem man so wenig wusste.

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