Montag, 17. März 2008

NOKIA und das Werk in Bochum

Die Meldung schlug ein wie eine Bombe. NOKIA werde sein Werk in Bochum schließen und 2300 Beschäftigte entlassen. Und das, obwohl NOKIA im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn von 1,7 Mrd. Euro erwirtschaftete. Begründet wurde die Schließung des Werkes mit Einsparungen bei Kosten, generell hohen Lohnnebenkosten in der Republik und dem Fehlen von „flexiblem Kapazitätswachstum“.

Der Protest ließ nicht lange auf sich warten. Organisiert von Gewerkschaften und Betriebsräten kamen die Beschäftigten zusammen und legten die Arbeit nieder. Der Kampf gegen seinen eigenen Arbeitgeber konnte endlich aufgenommen werden.

Der Mobiltelefon-Hersteller löste mit der Nachricht, einen Teil seiner Produktion aus der BRD weg nach Rumänien zu verlagern, einen Sturm der Empörung aus. Kunden wollten keine NOKIA-Handys mehr kaufen, Politiker gaben die ihren zurück. Doch stellt sich dabei immer auch die Frage, was eigentlich hinter den Kulissen passiert.

Sicherlich hat NOKIA für den Bau des Werkes in Bochum Subventionen i.H.v. 42 Mio. Euro aus Steuergeldern erhalten mit der Auflage, eine bestimmte Anzahl an Arbeitsplätzen zu schaffen. Ob dies auch wie verabredet geschehen ist, steht noch in der Diskussion. Das Land Nordrhein-Westfalen jedenfalls hat vorsorglich schon mal die Subventionen zurückgefordert. Und krude Theorien wurden laut, dass NOKIA das Land nur ausgenutzt hätte, um an das Geld zu kommen.

Im rumänischen Wirtschaftsministerium wurde hingegen vorgerechnet, dass sich der Umzug für Rumänien auf jeden Fall lohne. So werde NOKIA bereits in den ersten fünf Jahren ca. 500 Mio. Euro an Steuern zahlen. Dazu noch die geschaffenen Arbeitsplätze, welche Menschen direkt oder indirekt aus der Arbeitslosigkeit holt. Und die Bundesrepublik oder Nordrhein-Westfalen soll mit Verlust dabei hervorgegangen sein? Bei höheren Löhnen, Lohnnebenkosten und höheren Steuern? Und der durch die Schaffung von Arbeitsplätzen mit einhergehenden Senkung der Arbeitslosigkeit? Dies klingt relativ unglaubwürdig.

Desweiteren wurden sowohl der Bau und auch weiterhin die gesamte Logistik des rumänischen NOKIA-Werkes von deutschen Unternehmen durchgeführt. Auch dies sichert Arbeitsplätze in Deutschland.

Am interessantesten jedoch ist die politische Diskussion. So haben führende Politiker wie z.B. Horst Seehofer (CSU) und Peter Struck (SPD) aus Protest ihr Handy an den Hersteller zurückgegeben. Dies wird vor allem im Lichte folgender Umstände spannend: eine sichere Quelle im Wirtschaftsministerium eines bestimmten Bundeslandes versicherte, dass weite Teile der politischen Elite bescheid wussten, dass NOKIA in der BRD nur „übergangsweise“ ein Werk errichten wird. Dies war auch bei den genannten Personen der Fall. Um so unglaubwürdiger wirkt die Medieninszenierung, welche Seehofer und Struck darboten.

Selbstverständlich ist der drohende Verlust des Arbeitsplatzes für die Betroffenen immer ein schweres Los und die Angst, keinen Job mehr zu finden und in Armut abzugleiten, mehr als verständlich. Jedoch sollte statt medienwirksamer Propaganda von Politikern und politischen Institutionen der nüchterne Verstand und die Vernunft das Handeln bestimmen. Und vernünftig ist es für einen Betrieb, dort zu investieren, wo es sich für ihn am meisten lohnt, nicht wo er von einem Staat dazu bestochen wird. Insofern hat die Schließung des Werkes in Bochum auch gute Seiten: die Sicherung von Arbeitsplätzen in den restlichen NOKIA-Werken in der Bundesrepublik durch Kosteneinsparungen, die Hebung des Lebensstandards im neuen EU-Land Rumänien und eine überfällige Diskussion über mit Steuergeldern erkaufte Arbeitsplätze, sogenannte Subventionen.

Bild: http://www.marjinal.com.tr/basin/imaj/gorsel/nokia-logo.jpg

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